Es ist ein spannendes Medien-Projekt, das sich da gerade im Raum Lindau aus der Taufe hebt. „Kolumna“ heißt das neue Nachrichtenmagazin, das sich als Beitrag zur lokaljournalistischen Vielfalt versteht.
Diese Vielfalt findet sich bereits in der Zusammenstellung der Redaktion. Denn neben den beiden Geschäftsführerinnen und Chefredakteurinnen Ronja Straub und Julia Baumann-Scheyer sowie Podcast-Redakteur Thomas Bergert und Community-Managerin Kristina Steimer wird immer wieder auch Cleo Lanz in die redaktionelle Arbeit eingebunden. Sie ist an diesem Mittwochnachmittag auch im Café Inklusiv der Lebenshilfe Lindau in Wasserburg, wo Kolumna als „Pop-up-Redaktion“ auftritt und den Dialog mit den Menschen sucht.
Mit Down-Syndrom und Leidenschaft für Journalismus
Die stets gut gelaunte 26-Jährige mit Down-Syndrom bringt sich leidenschaftlich gerne mit eigenen Ideen ein, wann immer es ihr Job im Erlebnisbauernhof Karibu in Sigmarszell zulässt. Dort hilft sie bei der Kinderbetreuung und der Tierpflege mit.
Ronja meint, dass ich eigene Ideen und Themen einbringen kann, die ich aus meinen Augen sehe.“
Cleo Lanz
„Das macht mir großen Spaß“, verrät Cleo im Gespräch. „Vor allem mit den Kindern ausreiten, ist toll. Ich habe aber auch schon allein mal für die Kinder in der Küche Waffeln gebacken.“
Die junge Frau verstrahlt eine einnehmende Herzlichkeit und ist voller Tatendrang. „Ich habe auch noch zwei andere Berufswünsche. Ich kann sehr gut massieren, deshalb würde mich Physiotherapeut interessieren“, meint Cleo Lanz. „Aber spannend finde ich auch, als Journalistin zu arbeiten.“
„Wenn ich mit Cleo zusammen eine Recherche angestoßen habe, habe ich schnell gemerkt, dass sie das Thema aus einer ganz anderen Perspektive betrachtet.“
Ronja Straub
Dass sie bereits bei der „Lindauer Zeitung“ in dieses Berufsfeld hineinschnuppern konnte, hatte Ronja Straub ermöglicht. Die Kolumna-Mitgründerin volontierte bei der „Schwäbischen Zeitung“ und arbeitete später unter der damaligen Lindauer Lokalchefin Julia Baumann-Scheyer als Redakteurin, ehe beide Journalistinnen die Schwäbische verließen, um mit Kolumna ihre Vorstellung von bürgernahem Lokaljournalismus verwirklichen zu können.
Lokaljournalismus mit großer Nähe zu den Menschen
„Wieder näher dran an den Menschen und ihren Themen, den Menschen eine Art Marktplatz bieten“, heißt das bei Ronja Straub. Dabei wollen Sie perspektivisch auch eine Zielgruppe erreichen, die grundsätzlich für Nachrichtenmedien nur schwer zu erreichen ist: Jugendliche und junge Erwachsene.
Dass Kolumna rein digital auftritt, auch Podcasts ausspielen wird und bei den Themen auf sogenannten „Community-Journalismus“ setzen will – also auf einen unmittelbaren Austausch mit den lokalen Zielgruppen, den Menschen im Raum Lindau – könnte ein Schlüssel sein.
Cleo Lanz bringt eigene, wertvolle Perspektive mit ein
Das gilt auch für eine Art „Schülerredaktion“, die man ins Leben rufen will und die sich aus Schülerinnen und Schülern verschiedener Schulen in der Region zusammensetzen soll. Es zeigt sich: Kolumna will einen repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung am See ansprechen. Menschen mit Behinderung gehören somit ganz natürlich dazu - und Cleo Lanz ist mittendrin, statt nur dabei.
„Beim Thema Inklusion haben wir vor allem den Anspruch, dass unsere Inhalte und Informationen nach Möglichkeit barrierefrei sind und damit für alle zu lesen und zu verstehen.“
Julia Baumann-Scheyer
Da Ronja Straub zusammen mit der 26-Jährigen und weiteren Bewohnern in einer inklusiven WG auf der Insel lebt, waren beide Frauen stets in engem Austausch. „Ronja meint, dass ich eigene Ideen und Themen einbringen kann, die ich aus meinen Augen sehe.“ So war Cleo Lanz etwa bereits an Berichten über den Erlebnisbauernhof Karibu beteiligt, an einem Porträt über einen Winzer aus Nonnenhorn und soll bald auch Impulse zum Thema Graffiti geben, da dies eines ihrer Hobbys ist.
„Wenn ich mit Cleo zusammen eine Recherche angestoßen habe, habe ich schnell gemerkt, dass sie das Thema aus einer ganz anderen Perspektive betrachtet“, bestätigt Ronja Straub bei unserem Gespräch im Café Inklusiv. „Ihr fallen auch andere Protagonisten als Gesprächspartner ein. Diese Perspektive von Cleo ist für uns sehr wertvoll.“
„Ziel sollte ja sein, dass wir gar nicht mehr in exklusiv und inklusiv unterscheiden müssen, da es eine Selbstverständlichkeit geworden ist, die Menschen nicht mehr danach zu unterscheiden.“
Ronja Straub
Koluma denkt den Ansatz des inklusiven Journalismus aber ganzheitlich, losgelöst von Einzelpersonen. „Beim Thema Inklusion haben wir vor allem den Anspruch, dass unsere Inhalte und Informationen nach Möglichkeit barrierefrei sind und damit für alle zu lesen und zu verstehen“, erklärt Julia Baumann-Scheyer.
Inklusion nicht nur als Thema, sondern auch als praktische Umsetzung
Man werde das Thema Inklusion im Alltag der Menschen im Raum Lindau zwar immer wieder journalistisch aufgreifen, sich aber eben nicht darauf beschränken, sondern das eigene journalistische Angebot gleich inklusiv mitdenken.
„Wir suchen schon nach technischen Lösungen, mit denen wir automatisch Einfache Sprache anbieten können. Wir haben auch einen Abonnenten mit ausgeprägter Sehschwäche, der gleich nach einer Audio-Option gefragt hat, um die Texte anhören zu können“, so Baumann-Scheyer.
Inklusion im Journalismus zu berücksichtigen bedeute zudem, etwa bei Reportagen auch Minderheiten eine Stimme zu geben, betont die Journalistin. Ronja Straub verweist in diesem Kontext auf ein Idealziel, von dem uns als Gesellschaft auch im Jahr 2025 noch einige Barrieren trennen: „Ziel sollte ja sein, dass wir gar nicht mehr in exklusiv und inklusiv unterscheiden müssen, da es eine Selbstverständlichkeit geworden ist, die Menschen nicht mehr danach zu unterscheiden.“
„Dank Cleo wissen wir nun viel besser, wo das Verständnis für unsere Texte an Grenzen stößt.“
Julia Baumann-Scheyer
Auch deshalb sieht Kolumna in der journalistischen Barrierefreiheit von Inhalten eine Selbstverständlichkeit, auf die man hinarbeiten will. „Dank Cleo wissen wir nun viel besser, wo das Verständnis für unsere Texte an Grenzen stößt. Dadurch hat sich beispielsweise schon bestätigt, dass es bereits enorm hilft, den Text in viele kleine Absätze aufzubrechen – fast schon nach jedem einzelnen Satz“, schildert Baumann-Scheyer.
Das helfe nicht nur Menschen mit Behinderung beim Lesen eines Textes, sondern eröffne allen Menschen Zugang zu regionalen Informationen, die sich mit komplexer deutscher Sprache schwertun, so etwa auch Menschen mit Migrationshintergrund.
Wer mehr über Kolumna wissen oder das lokaljournalistische Angebot dann auch nutzen möchte, erhält dazu alle Information auf kolumna.org
EINFACHE SPRACHE:
Das neue Nachrichtenmagazin „Kolumna“ startet in Lindau.
Es will lokale Themen für alle zugänglich machen.
Die Redaktion besteht aus verschiedenen Menschen.
Cleo Lanz, 26 Jahre alt, arbeitet auch mit.
Sie hat Down-Syndrom und bringt viele Ideen ein.
Cleo hilft sonst auf dem Erlebnisbauernhof Karibu mit.
„Ich mag die Arbeit mit Kindern“, sagt Cleo.
Sie reitet gern aus und backt Waffeln.
Außerdem interessiert sie sich für Journalismus.
„Kolumna“ will die Menschen in Lindau erreichen.
Auch Jugendliche und Menschen mit Behinderung.
Inklusion ist für „Kolumna“ wichtig.
Jeder soll die Texte verstehen können.
Die Webseite hier anklicken: kolumna.org
Michael Wollny
Öffentlichkeitsarbeit
michael.wollny@lh-lindau.de