Leichte Sprache
Natürlich. Gemeinsam.

Mit frischem Wind im Segel auf Zielkurs Inklusion

„Schaut mal Backbord, da müssen wir jetzt aufpassen“, erklingt die Stimme des Kapitäns. Das Holzsegelboot sei zwar nah, erklärt er, aber auf gleichem Kurs und daher kein Problem." Aber K22 da vorne wird gleich eine Wende machen und unseren Kurs kreuzen, das kann knapp werden. Was also müssen wir tun?“ - „Anluven“ lautet die Antwort und einen Augenblick später kreuzt K22 mit ausreichend Abstand vor dem Bug. 

„Perfekt“, kommentiert Markus Mayer gutgelaunt das geglückte Manöver. Wer erwartet hatte, dass der Kapitän des rund elf Meter langen Seglers „Allwind“ angesichts der Situation Unruhe oder gar Hektik verbreiten könnte, wurde dankbar enttäuscht. 

“Segeln ist eine Allegorie auf das Leben.” - Markus Mayer

Markus Mayer ist die Ruhe selbst. Eine absolute Frohnatur mit ansteckendem Lachen und stets einem humorvollen Spruch auf den Lippen. Sympathische Charakterzüge, die den Inklusionsbeauftragten des Lindauer Segler-Clubs e.V. wie geschaffen machen für das Inklusionsprojekt der Lebenshilfe Lindau in Zusammenarbeit mit dem LSC. Dabei werden Christine Balken und Dominique Röger, beide Gruppenleiter in der Lindauer Werkstatt der Lebenshilfe, das Bodenseeschifferpatent erwerben, um dann zusammen mit Markus Mayer fünf Menschen mit Behinderung zu einer eingeschworenen Segel-Crew auszubilden.

Bildlich gesprochen müssen beim Segeln mehrere Hände ineinandergreifen, um gemeinsam Kurs zu halten. In der Flaute ebenso wie bei stürmischer See. Es geht um Teamgeist, um gegenseitiges Vertrauen und Selbstvertrauen. Es geht darum, Lösungen zu finden, um Herausforderungen zu bewältigen. Erfahrungen, die Menschen mit einer Behinderung nicht nur im persönlichen Alltag helfen können, sondern auch im Arbeitsleben. 

„Ihr werdet für Euch mitnehmen, dass Ihr Probleme lösen und Herausforderungen meistern könnt.“ - Markus Mayer

Markus Mayer sitzt an diesem freundlichen Septembersamstag entspannt am Ruder der „Allwind“ und zeigt mit einer ausladenden Geste über das Boot, die Crew und den sanften Wellengang des Bodensees. „Segeln ist eine Allegorie auf das Leben“, sagt der leidenschaftliche Segler philosophisch. „Es läuft eben nicht immer alles nach Plan. Die Natur, das Wetter, die Technik – manchmal kann es hart auf hart kommen. Dann muss man die Zähne zusammenbeißen und zusammenarbeiten.“

Er sei sich ganz sicher, dass die Crew aus Betreuten der Lebenshilfe durch das Projekt eine Art Selbsthilfe fürs Leben erlernen würde: „Ihr werdet für Euch mitnehmen, dass Ihr Probleme lösen und Herausforderungen meistern könnt.“ Zudem werde das Team positive Erfahrungen mit Zusammenhalt und gegenseitiger Rücksichtnahme machen. 

Beim sogenannten „Absegeln“ zum Ende der Saison auf dem Bodensee sind es erste einfache Handgriffe, die der Kapitän seiner Crew bereits zutraut. Das Fernziel wird die Teilnahme an einer Regatta sein. „Ein Traum wäre es, mit Euch sogar mal die ‚Rund Um‘ zu segeln“, verrät der Inklusionsbeauftragte des Lindauer Segler-Clubs seinen Schützlingen, als er die Allwind wieder in Richtung Hafen steuert. Das aber sei noch Zukunftsmusik. Davor wünsche er sich, dass die Betreuten perspektivisch „reguläre Club-Mitglieder des LSC werden“. 

Alle Beteiligten hätten nun ein inklusives Ziel vor Augen, auf das sie gemeinsam hinarbeiten würden. Sich dieser Herausforderung zu stellen und auf seine Aufgaben zu fokussieren, sei bereits eine wichtige Erfahrung. „Denn“, strahlt Markus Mayer seine Crew an und zitiert den römischen Philosophen Seneca, „Wer den Hafen nicht kennt, in den er segeln will, für den ist kein Wind der richtige.“

Wir sind überaus dankbar für jede Spende, die unser inklusives Segel-Projekt unterstützt. Für eine Spende über unser Profil bei Betterplace HIER KLICKEN

Michael Wollny
Öffentlichkeitsarbeit
michael.wollny@lh-lindau.de
 

EINFACHE SPRACHE:

Markus Mayer ist beim Lindauer Segler-Club. Markus ist Kapitän. Er segelt mit einer Gruppe. In der Gruppe sind Menschen mit Behinderung. Alle lernen zusammen Segeln. Sie lernen Zusammenhalt und Selbstvertrauen. Das hilft im Alltag und im Beruf. Markus bleibt immer ruhig. Er sagt: „Segeln ist wie das Leben.“ Man muss Probleme lösen. Zusammen im Team ist es einfacher. Alle haben ein Ziel: Zusammen stark sein.